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MMS - kleine Probe 31.1.2020 – 14.2.2020

kleine Probe (unlearning Kästchenwahl) | MMS OFFSPACE 2

In der Ausstellung: kleineProbe (unlearning Kästchenwahl) setzen sich die Künstlerinnen Sarah Lüdemann (Beauham) und Theresa Zwerschke mit Systemen und dem „Un-lernen“ menschlicher Verhaltensmuster auseinander. Sie beschauen die „Spiele der Erwachsenen“ und beleuchten dabei die Auswirkung von Sprache, Manipulation und Erbgut, und setzen sich mit Deutungsformen der Neurolinguistischen Praxis und Determinationen auseinander.

Beide Künstlerinnen nehmen ihren Ausgangspunkt im Spiel mit der wissenschaftlichen Recherche. Die daraus resultierenden Umsetzungen werden in Installationen, Zeichnungen und Objekten abstrahiert.

Der Wahrheitsanspruch, den wir der Wissenschaft abverlangen, wird künstlerisch gebrochen.

Sarah Lüdemann (Beauham) schaut in ihrer Arbeit „Mortadella statistics“ auf gesellschaftliche Muster und paraphrasiert diese als „Wurstmaschine“. Plastikwürstchen als Statistikbalken und „Sausage operations - short manual“ treten gemeinsam als Forschungsergebnisse im Kunstkontext auf.

„Playyougame“ ist ein gefundenes, unbekanntes Spiel, das über die Metapher von Körper/Person und Körperstück die Frage nach den Spielen, die wir spielen, stellt. Wer kennt die Regeln, wo kommen diese her und wer kann mit den Regeln der Spiele spielen? Wer widersetzt sich den Regeln?

In „A_specimen“ stellt Sarah Lüdemann dem Zusammenhang von Sprache und Verhaltensmustern ein Bild gegenüber.

Theresa Zwerschke fragt in ihren Installationen und Objekten unter dem Titel „awaiting Undine“ nach den Machtverhältnissen, denen die Konstruktion der mystischen Figur der Meerjungfrau, Wasserfrau, Sirene, Undine oder Melusine unterliegt. Sie sucht nach anderen Lesarten sowie dem emanzipatorischen Potential der Figur.

So spürt Zwerschke in ihrer Arbeit „I’ve built uns a fort“ dem spielerischen Kreieren eines Ortes nach, der in seiner Fragilität und Temporalität als Ausgangspunkt für eigene Erzählungen dienen könnte. Sie baut uns aus Sand, Moos und Wasser eine Burg, eine Befestigungsanlage, die die Verortung anderer Narrationen des Meerjungfraumythos anregt.

Die aus Treibgut gebaute Installation „andromedas rock within sight“ erinnert an den Ort am Meer, an dem wir auf Treibgut Platz nehmen und zum Regisseur unserer „undinischen“ Träume werden. Der leere Stuhl deutet auf die Absenz des Betrachteten sowie der Betrachtenden und das darin beinhaltete Potential eines möglichen Perspektivwechsels hin.

 - Ele Hermel - Galerie Mitte, Bremen